Welsangeln in Spanien – Ein Erlebnis

Als ich zu meiner Jugendweihe eine Reise zum Jugendwallerpokal geschenkt bekam, war ich völlig aus dem Häuschen. Bereits geraume Zeit war es mein Wunsch im Ausland angeln zu gehen. Das Welsangeln stellt sicherlich einer der brachialsten Herausforderungen in Europa dar. Während dieser Reise wurde die Liebe in mir für den Rio Ebro geweckt. Ich möchte hier versuchen, einen Eindruck zu beschreiben den dieser See bei mir gemacht hat und einige Tipps und Erfahrungen weitergeben.

Vor dem Welsangeln geht ein Dorf unter

Welsangeln in Spanien – Ein Erlebnis

Ein Dorf geht unter

1969 wurde der Staudamm im Delta fertig gestellt. Hierzu wurde das komplette Dorf Fayón umgesiedelt und geflutet. Dieses Szenario erinnert stark an die Umsiedlung brandenburgischer Dörfer, um an Braunkohle zu gelangen. Nur dass in Brandenburg komplett alles weggerissen wird und ein tiefes Loch entsteht. Dieses wird nach vielen Jahren mit Wasser gefüllt und renaturiert. In Riba Roja liegen noch immer die gefluteten Häuser, Autos und Straßen unter Wasser und bieten einen idealen Lebensraum für alle Wasserbewohner. Mitte der 1970er Jahre wurden hier Welse eingesetzt. Diese größten europäischen Süßwasserfische werden über 80 Jahre alt und das interessanteste daran: sie wachsen nie aus! Wenn man also bedenkt, dass die ältesten der Welse dort mittlerweile circa 40 Jahre alt sind und der Rekord bei knapp 2,50m liegt, so sollten noch einige Giganten aus diesem Fluss zu erwarten sein.
Fayón während der Flutung

Planung ist das A und O

Welsangeln in Spanien – Ein Erlebnis

Beim Welsangeln gefangen kleiner aber wunderschöner Albino

Welsangeln wird in der Region um Riba Roja von vielen Agenturen angeboten. Hierbei ist auf das Kleingedruckte zu achten. Denn selbst wenn man sich für die günstigere Zeltvariante entscheidet (und das ist dringend zu empfehlen um die nächtlichen Bisse zu hundert Prozent auszunutzen), kommen teilweise enorme Zusatzkosten auf den Reisenden zu. Wer beispielsweise mit dem Flugzeug fliegt, der sollte daran denken sein Reisegepäck akribisch auszusortieren und nur das nötigste mitzunehmen. 20Kg Gepäck sind schneller voll als man denkt. Hier können sich Bonuskarten sehr bezahlt machen: zum Beispiel bietet Air Berlin den Service an, sein Gepäck um 10kg zu erweitern. Wie in anderen Berichten bereits erwähnt ist es sehr von Nutzen sich ein Gepäckrohr für die Ruten zu besorgen, denn die Airlines können nicht riechen dass sich sensibles Tackle in den Futteralen befindet. Um Gepäck zu sparen kann man für sein Trip zum Welsangeln viele Dinge vor Ort mieten. Hierzu zählen Zelt, Karpfenliegen, Ruten, Rollen und Bojensysteme. Wie man sich sicherlich denken kann ist bis hier der Preis schon einmal um einiges gestiegen, doch damit ist es leider noch nicht getan. Die Verpflegung vor Ort sollte man sich in dem örtlichen Supermarkt besorgen, denn auch diese Kosten sind für einen Aufenthalt von Beispielsweise 10 Tagen nicht zu unterschätzen. Da das Welsangeln hier ein Boot voraussetzt, kommen weitere Kosten auf den Angler zu und selbst Köderfische lassen sich viele Anbieter teuer bezahlen. Um einen entspannten Urlaub zu haben sollte man mit locker 1200 Euro für 10 Tage rechen. Doch wem es das wert ist, der kann sich auf unbeschreibliche und unvergessene Tage Welsangeln freuen.

Welsangeln – aber wie?

Durch die schwierige Gewässerstruktur hat sich das Bojenangeln als die effektivste Methode herausgestellt, um das Welsangeln erfolgreich zu gestalten. Bei dieser Methode wird zuerst eine Boje am Gewässergrund fixiert. An dieser Boje wird ein sogenannter Auslegerarm befestigt, in dem die Hauptsehne eingeklinkt wird. Hintergrund der Montage: Aufgrund der Gebäude, Felsen und alten Olivenbäumen unter Wasser könnte ein gehakter Wels mühelos Schutz suchen und wäre somit verloren. Hinzu kommt, dass man durch diese Art ideal die gewünschte Ködertiefe einstellen kann. Den Nachteil habe ich am eigenen Leib bitter erfahren: da die Bojen während der Nacht mit einem Knicklicht beleuchtet werden müssen, damit vorbeifahrende Boote nicht durch die Montage fahren, musste ich in der Dämmerung noch einmal in das Camp fahren. Als ich wieder zurückfuhr hatte sich bereits ein kapitaler Waller den Köder geschnappt und mein Kumpel stand hilflos am Ufer und hatte schwer damit zu tun, nicht ins Wasser gezogen zu werden. Das Welsangeln mit dieser Methode hat nämlich den Haken, dass man die Hauptsehne erst vom Auslegerarm ausklinken muss, um den Fisch drillen zu können. Dies ist allerdings vom Land aus ohne Boot unmöglich und so verbrachte mein Kollege einige bittere Minuten.
Die Sehne wird beim Welsangeln mit der Bojenmontage nach dem Auslegen sehr Straff gezogen und die Bremse gerade so hart eingestellt, dass sie dem Gegendruck standhält.Um diese Enormen Spanungen in der Rute gewährleisten zu können, werden die Angeln mit großen Rutenhaltern in dem Boden verankert. Als Bissanzeiger dienen Glöckchen oder die elektronische Variante, die direkt auf den Blank geschaltet werden kann. Die Welsbisse kommen wie aus dem Nichts und der Anschlag sollte sehr kräftig, sicherheitshalber gleich wiederholt, gesetzt werden.

Eine weitere effektive Möglichkeit beim Welsangeln ist das so genannte Wallerholz. Mit Hilfe des Echolotes werden aktive Waller gesucht, oder markante, vielversprechende Spots. Mit einer großen Pose wird der Köder einige Meter über dem Grund präsentiert. Das Wallerholz wird nun knapp über der Wasseroberfläche gehalten und mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk in das Wasser ein- und wieder aufgetaucht. Dadurch wird eine kleine Luftblase mitgezogen und ein typisches „ploppen“ entsteht. Dieses Geräusch erinnert sehr an einen Popper, nur um einiges lauter. Es soll den Waller aggressiv und neugierig machen. Diese Art des Welsangeln ist äusserst interessant, bedarf jedoch einiges an Übung. Es hat etwas magisches, den schwarzen Schatten auf dem Echolot aufsteigen zu sehen und so den Biss live zu beobachten.

Welsangeln in Spanien – Ein Erlebnis

Diese dicke Mutti lieferte einen genialen Kampf

Auch das Fischen mit dem Gummifisch sollte hier nicht vernachlässigt werden. Wie auch in unseren Breitengraden ist das Welsangeln mit Gummiködern sehr interessant und durch das hohe Zander-vorkommen im Rio Ebro sehr erfolgversprechend. Gerade mit dem Echolot lassen sich die Welse bei ihren Streifzügen sehr gut ausfindig machen und anwerfen. Aber auch in den Nebenarmen, in denen die Strömung etwas schneller sein kann, lohnt der Griff in die Gummikiste. Dabei sollten Überhänge und markante Löcher mehrmals angeworfen werden, da Welsbisse auf Gummi mitunter erst nach dem dritten oder vierten Anwurf kommen.

Köder

Der wohl bekannteste Köder beim Welsangeln ist der Tauwurm. Auch im Ebro ist dieser Köder sehr erfolgreich. Hier wird er jedoch eher beim aktiven Angeln mit dem Wallerholz genutzt, doch man sollte natürlich nichts unversucht lassen, sollte sich eine Beissflaute einstellen.
Lange Zeit war es verboten, mit lebenden Köderfischen zu angeln, doch seid letztem Jahr wird diese Methode von den Behörden geduldet. Möglicherweise ist den Ämtern die Wichtigkeit des Tourismus klar geworden. Das angeln mit lebenden Köderfischen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Bei den ersten Malen blutete mir mein Anglerherz als ich dem Fisch jeweils Haken in die Flossen und den Schwanz bohrte. Die gängigsten Köder sind hier Karpfen, Rotaugen und Schwarzbarsche. Die Topköder sind allerdings Aale und Zander. Ich habe selbst miterlebt wie bei einem Angler neben mir ein ü2m Koloss biss kam, welcher auf einen Zander gebissen der selbst auf den eigentlichen Köder-ein Rotauge biss. Man sah im Maul des Welses also den Zander, in dessen Maul das Rotauge. Dieses Bild werde ich nie wieder vergessen! Zander sind leider bei weitem nicht so agil wie andere Fische und der Köder muss demnach oft kontrolliert werden. Bei der Größe der Fische gilt das Motto: Groß fängt Groß! Doch man muss es erst einmal übers Herz bringen einen lebenden 6-8 Pfund Karpfen an den Haken zu hängen.
Wem diese Methode zu martialisch ist, der kann natürlich auch auf Heilbuttpellets zurückgreifen. Diese werden ähnlich wie beim Karpfenanglen an einer Schnur aufgefädelt und direkt an einem Einzelhaken gebunden. Der Vorteil dieser Methode ist die langsame und andauernde Duftwolke, die die Pellets in das Wasser geben.

Tackle

Welse sind enorm Kampfstark und das Welsangeln verlangt dem Angler und dem Gerät alles ab. Mit Hochseeangeln die 200g Wurfgewicht haben kommt man hier nicht weit. Am besten Man orientiert sich eher im 500g-800g Bereich. Es gibt spezielle Welsruten und die Investition sollte man sich gönnen, man kann davon ausgehen, dass der erste Trip nicht der letzte gewesen ist ;). Die Rollen sollten am besten Freilaufrollen, wie die Shimano Baitrunner, sein. So kann man bei einem Biss Blitzschnell reagieren und muss nicht erst die Bremse einstellen um den entscheidenden Anschlag zu setzen. Die Sehne sollte mindestens einen Durchmesser von 0,55mm aufweisen. Bei den Haken sollte man unbedingt auf Qualität setzen und namhafte Firmen wählen wie Gamakatsu oder Circle Hook nutzen. Je nach Köder variiert die Hakengröße von 6/0 bis 10/0. Man kann entweder Drillinge und Einzelhaken in einem System oder nur mit Einzelhaken angeln. Bei großen Ködern bietet es sich an Mehrere Haken zu benutzen, um den Fisch sicher halten zu können, denn einem großen Karpfen gefällt es gar nicht festgehalten zu werden. Die

Welsangeln in Spanien – Ein Erlebnis

Im Vergleich zu einem 2er Aalhaken ist ein Welshaken sehr imposant

Bojensysteme sollte man sich gerade als Einsteiger vor Ort mieten und erklären lassen.
Beim Welsangeln können die Gummiköder getrost die 25cm Marke durchbrechen. Interessant sind hier große Shaker von Lunker City oder aber der Real Eel von Savage Gear.

Für Fragen stehe ich sehr gerne zur Verfügung und auch Anregungen und Kritik nehme ich gerne entgegen, man lernt nie aus. Ich hoffe dass ich euch hier einen kleinen Einblick in das Welsangeln geben und die Begeisterung teilen konnte, die diese Angelei bei mir hat.

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